Freitag, 6. Mai 2016

Die Kreislauflieferkette – Definition, Bedeutung und Realisierung


Bild: Marcin Balcerzak
Umweltbelastung, Ressourcenknappheit und Klimawandel: Herausforderungen wie diese erfordern ein Umdenken in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Welt braucht ein neues Wirtschaftsmodell. Gefragt ist die Circular Economy, deutsch Kreislaufwirtschaft, und ein neuer Ansatz in der Logistik: Die Kreislauflieferkette.
Was heißt dies konkret? Die Vision ist ein regeneratives System mit der Kreislauflieferkette als zentrales Element einer Wirtschaft und Gesellschaft, in der sich Menschen weniger Sorgen um die Ressourcen und Lebensbedingungen in der Zukunft machen. Dafür müssen Materialien, Roh- und Werkstoffe, Teile und Produkte kontinuierlich im Wertschöpfungskreislauf weiterverwendet werden. Traditioneller Abfall wird zur Ressource. Daher ist die optimale Nutzung der Ressourcen, beziehungsweise Zero Waste, eines der Prinzipien und Ziele der Circular Supply Chain. Weitere Ziele sind die Vermeidung von Emissionen und auch anderen Belastungen der Umwelt, wie beispielsweise Beeinträchtigungen infolge der Wasserwirtschaft. Das angestrebte Ideal eine Gesellschaft und Wirtschaft, die Lebensbedingungen und Umwelt so weit wie möglich schont. Dies macht Kreislaufdenken zu einem Axiom für verantwortungsvolles regeneratives Handeln.
Die Idee ist nicht neu – Recycling wird beispielsweise in Deutschland seit Jahrzehnten gelebt, Klimawandel bekämpft. Zu den Bestrebungen gehören abfallarme Produktionen und die Verwendung von Mehrwegverpackungen ebenso, wie die Verfügbarkeit und der leichte Zugang zu Reparaturnetzwerken oder entsprechenden Services. Dabei forschen und entwickeln Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen kontinuierlich weiter. Ein Ziel ist die ressourcenschonende Produktion, ein weiteres ressourcenschonende Geräte und Fahrzeuge in großem Stil auf den Markt zu bringen.

Häre Ziele!

Wie können Unternehmen die Circular Supply Chain im Geschäftsmodell verankern? Welche Schritte sind zu bedenken? Nachstehend wesentliche Bau- beziehungsweise Meilensteine auf dem Weg zur Realisierung der zirkularen Denk- und Arbeitsweise:

  1. Das Nachhaltigkeitsprinzip ist Top Thema des CEO und des Top Managements. Das Prinzip ‚Kreislaufdenken‘ ist im Wertesystem beziehungsweise im Code of Conduct des Unternehmens verankert: die Erhaltung und Entwicklung des Business Ecosystems sowie der Schutz von Mensch und Umwelt sind feste Bestandteile des Wertesystems
  2. Die Realisierung der Circular Supply Chain ist ein Ziel der Unternehmensstrategie
  3. Ein Rahmenwerk zur Entscheidungsfindung, einschließlich der Ermittlung von Trade-offs zwischen Geschäftseinfluss und Gesellschafts-/Umwelteinfluss wurde entwickelt und findet Anwendung
  4. Ein Rahmenwerk zur Partner-Integration und Kunden-Kollaboration zur Co-Creation, d. h. zur gemeinsamen Entwicklung von Konzepten, entlang des Versorgungskreislaufs steht zur Verfügung und gilt als Basis für Aktivitäten des Unternehmens im Supply Chain Ecosystem
  5. Plattformen für Kommunikation und Wissensaustausch, intern wie mit Dritten, zum Beispiel zur gemeinsamen Planung der Circular Supply Chain mit Herstellern, Geschäftskunden, Konsumenten und zum Austausch mit der Öffentlichkeit stehen bereit – diese werden sowohl von Mitarbeitern als auch von weiteren Stakeholdern genutzt
  6. Der Modus Operandi zur Steuerung der Circular Supply Chain, einschließlich des kollektiven Handelns in Ausnahmesituationen, ist festgelegt und findet auf Basis von Verfahrensanweisungen Anwendung
  7. Ein Mechanismus zur beitragsbasierten Verteilung des kollektiv geschaffenen Mehrwertes unter allen Stakeholdern im Wertschöpfungssystem findet Anwendung
  8. Die Governance zur Implementierung und Weiterentwicklung des Circular Business, des regenerativen Geschäftes, ist vereinbart und der Fortschritt der Vorgehensweise ist messbar und damit nachverfolgbar.

Diese Roadmap zeigt: Die Circular Supply Chain erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Diese lässt sich daher auch nur in guter Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette realisieren – unter Einbeziehung aller Beteiligten, einschließlich Produktentwicklern, Ingenieuren, Logistikern, Konsumenten sowie Wieder- und Weiterverwertern.
Angestrebt wird eine Lieferkette, die positiv oder zumindest insgesamt ausgleichend auf Lebensbedingungen und Umwelt im Sinne der Nachhaltigkeit im Supply Chain Ecosystem wirkt.
Supply Chain Manager sind dazu aufgerufen, über die logistische Wertkette hinaus zu denken und (mit)verantwortlich die moderne Wirtschaft und Gesellschaft mitzugestalten. Sie sind gefragt, ihre Verantwortung als Global Citizen, als Weltbürger, wahrzunehmen und im Sinne der Circular Economy, der regenerativen Wirtschaft, zu denken und zu handeln. Dies ist eine sehr große Aufgabe. Dabei ist faire (beitragsbasierte) Verteilung und das Ende der Armut weltweit auch Teil der alten und neuen Verantwortung.

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