Freitag, 12. Februar 2016

Versorgungsengpass in den Städten? Anforderungen an die urbane Logistik von morgen

Bild: TNT Express
Weltweit ziehen jeden Monat etwa sechs Millionen Menschen vom Land in die Stadt, um dort bessere Lebensbedingungen zu finden. Sechs Millionen Menschen – das ist etwas mehr als die Gesamtbevölkerung Dänemarks. In 15 Jahren – also schon 2030 – werden nach Schätzungen der Vereinten Nationen über 60 Prozent der Bevölkerung in den urbanen Zentren leben.
Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Auswirkungen. Weltweit wandeln sich die Städte kontinuierlich. Sie wachsen, ohne dass die Infrastruktur zur Versorgung der Bevölkerung damit Schritt halten kann. Um den steigenden Einwohnerzahlen gerecht zu werden, investieren Regierungen in die Infrastruktur für Mobilität, Energie- und Wasserversorgung, für die Müllentsorgung und weitere Bereiche.
Doch nicht nur die Städte sind gefragt. Auch Logistik-Dienstleister müssen sich zunehmend auf die Herausforderungen einstellen. Dabei spielen unterschiedlichste Facetten eine Rolle. So führt der zunehmende Individualverkehr in den Städten zur Überlastung der Straßen, nicht nur zur Rush Hour. Lkw und Zustellfahrzeuge können ihre Zeitfenster nicht mehr einhalten, Krankentransporte und Feuerwehreinsätze werden beeinträchtigt. In London lag die Durchschnittsgeschwindigkeit im Jahr 2008 bei ganzen 19 km/h, in Berlin immerhin bei 24 km/h. Somit kommt man in diesen Städten mit dem Pkw genauso schnell voran wie mit dem Fahrrad, dessen Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 15 – 30 km/h liegt.
Gleichzeitig steigt die Zahl der Waren und Güter, die benötigt werden, um die wachsende Bevölkerung zu versorgen. Lebensmittel und Getränke müssen ebenso in die Städte transportiert werden wie Medikamente, Textilien, Elektrogeräte und vieles mehr. Denn mit dem steigenden Lebensstandard in der Stadt wächst auch die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen rasant an. Zudem wird heute vieles in immer kürzeren Abständen nachgefragt, angeboten und verkauft. War es vor einigen Jahren noch Usus, dass Modegeschäfte zum Saisonwechsel neue Kollektionen erhielten, erwarten die Kunden nun wöchentlich ein neues Angebot.
Auch der boomende E-Commerce trägt zur Entwicklung des Verkehrsaufkommens bei: Wenn Bücher, CDs, Schuhe, Kosmetika und anderes einzeln verpackt direkt bis zum Verbraucher geliefert werden, dann steigen auch die Warenströme an. Andererseits entfallen die Individualfahrten für diese Einkäufe. Ob dies insgesamt das Verkehrsaufkommen reduziert oder aber der E-Commerce erheblich zur Belastung der Infrastruktur beiträgt, wird kontrovers diskutiert.
Unstrittig ist: Der zunehmende Verkehr trägt zur Belastung der Städte mit Feinstaub und CO2 bei. Temporäre Sperrungen bestimmter Stadtbezirke für Lkw und Zustellfahrzeugen aufgrund von Überschreitungen von Höchstwerten werden zunehmen.
Logistik-Dienstleister müssen sich deshalb mehr denn je mit den ökologischen und ökonomischen Folgen ihrer Geschäftstätigkeit auseinandersetzen. Gefragt sind Lösungen, mit denen Gesellschaft und Wirtschaft zuverlässig versorgt werden können und die dabei sowohl die Infrastruktur als auch die Umwelt so wenig wie möglich belasten. Diese Lösungen entstehen meist in Kollaboration mit Versendern, Fahrzeugentwicklern und den Stadtverwaltungen. Elektro-Fahrzeuge, die Einrichtung von Urban Hubs und Consolidation Center am Stadtrand oder die Nutzung von Parkhäusern als mobile Lager sowie von öffentlichen Verkehrsmitteln für die innerstädtische Zustellung sind nur einige Beispiele. Auch die Entwicklung emissionsfreier Fahrzeuge für die Logistik wie beispielsweise der Elektro-Lkw von BMW spielt hier eine Rolle. Weitere Lösungen werden mit der zunehmenden Digitalisierung und der Weiterentwicklung des Internets der Dinge entwickelt werden.
Welche Rolle Drohnen als Alternative zu den Sprintern der KEP-Dienstleistern dabei spielen werden, bleibt abzuwarten. Denn auch wenn es künftig überall Paketkästen geben könnte, müssen auch diese geöffnet und geschlossen werden – von Menschen oder aber mit fliegenden Robotern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen