Montag, 5. September 2016

Wenn Haushaltsgeräte einkaufen gehen ...

Morgens auf den Kaffee verzichten zu müssen, weil man ihn beim letzten Einkauf vergessen hat, kann frustrierend sein. Gleiches gilt aber auch für das Wegwerfen von Lebensmitteln, die nicht mehr genießbar oder für Medikamenten, die verfallen sind: Selbst in kleinen Haushalten gibt es solch eine Vielzahl von Produkten, dass die Organisation der Vorräte und des regelmäßigen Nachschubs zur Kunst wird. Anbieter von Socken-Abos oder der wöchentlichen Gemüsekiste haben dies erkannt und bieten mit Abonnements für regelmäßige Lieferungen eine gewisse Unterstützung. Mit 5 Milliarden verbundener "Dinge" im Jahr 2015 sollte es jedoch bessere Lösungen geben, um fehlende Bestände und veraltete Produkte zu vermeiden.
Die Rede ist vom „Internet der Dinge“, das die moderne Welt verbindet: Dank intelligenter Geräte wie Computer, Smartphones und Tablets boomt der E-Commerce. Online einkaufen ist heute selbstverständlich. Gleichzeitig werden die Haushaltsgeräte intelligent: Dank der ansteigenden Zahl von Sensoren stellen diese den Nutzern eine breite Palette von Informationen und Anwendungen zur Verfügung. So haben Forscher der University of California-Berkeley den Prototypen eines intelligenten und wiederverwertbaren Verschlusses für Milchbehältnisse entwickelt. Die darin eingebauten Sensoren erkennen, wenn die Milch anfängt, schlecht zu werden
Lösungen wie diese helfen, unsere Bestände zu verwalten. Wäre es nicht toll, wenn Sensoren und intelligente Geräte uns auch dabei helfen, im richtigen Moment einzukaufen?
Der sich selbst füllende Kühlschrank ist gar nicht mehr so weit entfernt, wie es vielen scheint.
Ein wichtiger Schritt in Richtung Auto-Nachschub ist die Amazon Dash-Taste, die bereits am 1. April 2015 gelauncht wurde und nun auch in Deutschland angeboten wird. Sie zielt auf alle Bereiche, wo Einkaufsprozesse vereinfacht werden sollen: Angebracht an Haushaltsgeräten, werden Bestellungen und Lieferanforderungen via Knopfdruck ausgelöst. Die Informationen zur Bestellung werden an das Mobiltelefon des Kunden gesendet, das mit dem Konto verbunden ist. Dies erfolgt auch zur Sicherheit. Die bestellten Reinigungsmittel, Kaffeefilter und andere wichtige Gegenstände werden dann zeitnah geliefert - einige sogar innerhalb einer Stunde.
Noch weiter geht das Dash Direkt Nachfüllsystem. Dieser Service bietet eine API (Application Program Interface) - eine Schnittstelle, mit Hilfe derer intelligente Geräte direkt miteinander kommunizieren können. Mit der API kann das Dash-System in die Geräte integriert werden – der Button ist nicht mehr notwendig. Vielmehr bestellt die Espresso-Maschine die Kaffee-Bohnen ohne Dash-Taste und Verbraucher. Sobald das Gerät feststellt, dass der Vorrat zur Neige geht, wird der Kaufvorgang ausgelöst. Damit bleiben Überraschungen aus, wie das auf einmal fehlende Waschmittel aus, und wir müssen keine Zeit mehr für das tägliche Schreiben von Einkaufszetteln aufwenden.
Auch Unternehmen und Organisation können von dieser Entwicklung profitieren. Hersteller haben die Möglichkeit, neue Angebote zu entwickeln. Xerox stellte zum Beispiel fest, dass fehlender Toner der häufigste Grund dafür ist, dass Menschen nicht drucken können. Das Unternehmen hat daraufhin einen automatisierten Nachschub-Service für Drucker eingeführt.
Die neuen Nachschub Dienste - ob für Häuser oder Organisationen - werden helfen, Zeit und Geld zu sparen. Aber auch, Lagerplatz zu reduzieren und Abfälle aufgrund veralteter Produkte zu vermeiden. Diese Entwicklung ist gut für unsere Umwelt.
Das alles ist wohl nur der Anfang einer massiven Entwicklung neuer Dienste, die durch das Internet und den angeschlossenen Geräten angetrieben wird. Warum sollten Haushaltsgeräte nicht nur Verbrauchsmaterial ordern, sondern auch Ersatzteile? Auch die Bestellung des Service-Technikers könnte künftig direkt über das Gerät erfolgen.
Mit diesem Komfortniveau kommen neue Anforderungen und Risiken auf uns alle zu. Heutige Lieferketten sind kaum auf diese Entwicklungen vorbereitet. Die Frequenz und Geschwindigkeit der Lieferkette, die Waren an Organisationen und Endverbraucher liefert, ist entscheidend für die Realisierung der neuen Services.
Die Entwicklung kommt nicht ohne Risiko. Alles mit dem Internet Verbundene kann gehackt werden. In der hypervernetzten Welt steht unsere Sicherheit in erhöhtem Maße auf dem Spiel - sowohl zu Hause als auch am Arbeitsplatz. Das Risiko liegt dabei zum einen in der Möglichkeit, dass Hacker die Kontrolle der Geräte übernehmen. Zum anderen können sensible persönliche Informationen ebenso wie geheime Forschungsdaten eines Unternehmens illegal entwendet werden.
Während der Dash-Button selbst keine direkte Gefahr darstellt, schafft die Tatsache, dass “Dinge” miteinander durch das Internet kommunizieren, Milliarden von potenziellen Hintertüren in unsere Häuser und Organisationen sowie zu allen möglichen Orten - zum Beispiel in die Praxis des Arztes oder zur Straßenbahn, mit der wir morgens zur Arbeit fahren. Daher ist Cybersicherheit bereits heute Top-Thema. Unter Umständen ist nicht der absolut sichere Code, sondern die vollkommen Nachvollziehbarkeit der Dinge durch die Blockchain die schlussendliche Lösung.
Wie wird die Zukunft der hoch vernetzten Welt aussehen? Werden wir helle und bunte Marken-Tasten auf allen Geräten in unseren Haushalten plazieren? Wohl kaum. Das wahrscheinlichste Szenario ist die schrittweise Erhöhung der Anzahl der angeschlossenen "Dinge", die via Smartphones, Tablets und Wearables gesteuert werden und zunehmend autonom handeln. Der Apple HomeKit – eine Lösung zur smarten Steuerung von Wohnungen und Häusern - gibt einen ersten Eindruck, wie sich Geräte in dieser vernetzen Welt steuern lassen. Vielleich ist der HomeKit die stilvolle Haushälterinnen von morgen.

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